Hofkirchen (wp). Im Bachlertal
arbeitet man in diesen Tagen an den Vorbereitungen für den großen
Faschingsumzug und Faschingsmarkt am Faschingssonntag. Die Veranstalter
sind bestrebt, den Besuchern aus Nah und Fern einen erlebnisreichen
Faschingssonntag zu bieten. Damit wird auch die große Faschings-Tradition
der Bachorte fortgesetzt.

Ein Bild von Fotograf Ferdinand Pöschl aus dem
Jahr 1910 mit einer Reihen-Rasur
Der Fasching in diesem Landstrich
kann auf eine traditionsreiche Vergangenheit zurückblicken. Die einzelnen
Erinnerungen der Senioren können durch schwarz/weiß Aufnahmen
eindrucksvoll dokumentiert werden. So wurden erst im Jahr 2003 aus dem
Nachlaß von Frau Luise Pöschl neue Bilder gesichtet. Es handelt sich dabei
um Aufnahmen ihres Vaters Ferdinand Pöschl (+1914), der ausgebildeter
Fotograf war. Seine Aufnahmen sind von hervorragender Qualität und sind
alle um 1910 entstanden. Zu dieser Zeit war der Bader (Barbier) aus dem
Ortsleben nicht wegzudenken. Es war aber auch die Zeit der
Industrieallisierung, in der man versuchte, alles zu ordnen und zu
reglementieren. Im Hofkirchener Fasching nahm man dies zum Anlaß, den
Bader wie am Fliesband arbeiten zu lassen. Die Aufnahme wurde im Hinterhof
des jetzigen Gasthauses Roßmeier gemacht, wo die Darsteller vor der alten
Metzgerei Aufstellung nahmen. Fünf Männer saßen in einer Reihe und wurden
mit einer Halskrause aus Holz zusammen gehalten. Somit konnte der Bader
die Kunden der Reihe nach rasieren.

Die Weichser ziehen zur Faschingshochzeit am
27-Feb-1938
Ein weiteres Bild entstammt aus dem Fotoarchiv der Fam. Pritscher in
Weichs. Vor dem zweiten Weltkrieg war das Faschingstreiben vor allem in
Haimelkofen. Aber die Bürger aus Weichs zogen in einem Faschingszug durch
die Orte. Zur Faschingszeit sprach man damals in Hofkirchen und
Haimelkofen von den "Weichser Lumpen", die von Weichs nach Haimelkofen
zogen. Der Zug selber hatte damals schon eine stattliche Länge. Angeführt
von einem Lanzenreiter in Uniform und Kindern folgten die Kühe- und
Ochsengespanne. Auf dem ersten Gespann waren die Musikanten, die mit
Blasmusik der Veranstaltung den richtigen Rahmen gaben. Dahinter dann die
Themenwägen mit Zirkusdarstellern und "wilden" Tieren oder einem Brautpaar
mit "Kammertwagen". Auch mit dabei war das erste Motorrad, das in den
Bachorten zu dieser Zeit zu sehen war. Es gehörte den Zellner-Brüdern aus
der Reichermühle. Das Zweirad selber war ebenfalls "maskiert". Mit den
damaligen Möglichkeiten wurde das Fahrzeug als Schiff verkleidet. Da
allerdings der Motorradfahrer nicht nur auf der Schotterstraße fuhr,
sondern auch auf den anliegenden Feldstraßen und Wiesen, war das Schiff
nach dem Umzug dann nur noch ein wüstes "Schlachtschiff", da bereits die
halbe Verkleidung fehlte. Begeleitet von der Ortsbevölkerung zog der Tross
durch Osterham, Hofkirchen bis zum Gasthof nach Haimelkofen. Die Auftritte
der Weichser sollen nicht immer unproblematisch gewesen sein. So manche
Attacken der Zugteilnehmer wurden sodann mit körperlichen Verweisen
quittiert.
Der Faschingsmarkt und die entsprechende Nachfeier war dann in
Haimelkofen. Ein abwechselungsreiches Programm wurde den Besuchern
geboten. Bemerkenswert ist der Ideenreichtum zu dieser Zeit. Mit wenig
Kleidungsstücken schafften es die faschingsbegeisterten Bürger
aussagekräftige "Maschkara" darzustellen. Die Gesichtsmasken waren
richtige Kunstwerke, und wurden aus Holz handgefertigt. Viel Zeit und
Energie stecken die einzelnen Künstler in ihre aufwendig geschnitzten
Holzmasken, die dann ein gewisses Statussymbol waren und von den Männern
mit Stolz getragen wurden. Den Fasching war zumindest am Anfang des
zwanzigsten Jahrhunderts reine Männersache. Erst vor dem zweiten Weltkrieg
traten die Damen mehr in die Öffentlichkeit.
Die aktuelle Faschingstradition wurde 1980 von den Haimelkofener
Stammtischlern neu begründet. Was mit Ripperl-Grillen und einem geselligen
Beisamensein begann, wurde noch in den neunziger Jahren eine
Faschingsveranstaltung für mehrere tausend Menschen. Dies war auch die
Zeit, in der man mit dem LGC aus Mallersdorf-Pfaffenberg beschloß einen
Wechselturnus einzuhalten. Seit dieser Zeit konzentrieren sich
Mallersdorf-Pfaffenberg und die Bachorte auf ein zweijähriges Intervall.
Das gewissenhafte Befolgen dieser Vereinbarung garantiert beiden Orten den
Erfolg. 1990 war dann der 1. Faschingsumzug und bis 1996 waren alle
Veranstaltungen in Haimelkofen. Aus Platzgründen wechselte man nach
Hofkirchen. In Hofkirchen stiegen die Besucherzahlen erneut an, und bei
einem Sauwetter hatte man 1998 ca. 7000 Besucher und alle Stände waren bis
auf die letzte Semmel ausverkauft. In Haimelkofen zeichnete vor allem
Peter Zuckmantel verantwortlich, die Veranstaltungen in Hofkirchen laufen
unter dem Vorsitz von Stefan Heinrich. Im Jahr 2000 startete man den
Bachler Fasching erfolgreich mit einer eigenen Prinzengarde und einem
Prinzenpaar. Die Gardegruppe mit der Bezeichnung Bachler-Faschings-Freunde
(BFF) wurde dazu eigens ins Leben gerufen. Am Faschingssonntag 2004 sind
die Organisatoren, die Vereinsvorstände und die Bürgerinnen und Bürger des
Bachlertales bemüht, für die Besucher einen unvergesslichen "Fasching am
Boch" zu gestalten. |