Rudi Wroblewski - "Traber" aus Leidenschaft

 


Aurelio Diamant - vom Pflegefall zum Pferd des Jahres

Rudi Wroblewski formt den Prakas-Sohn zum Seriensieger und Titelsammler

(lec) - 72 Starts. 46 Siege, 23 Platzierungen, 36.989 Euro verdient, ein ansehnlicher Rekord von 1: 15,2, Straubings Pferd der Jahre 2000 bis 2002 und aktuell vom Straubinger Publikum zum Herbst- und Winterchampion auf der Gäubodenbahn gewählt Aurelio Diamant ist wahrlich ein Ausnahmepferd. Und außergewöhnlich ist auch der Werdegang dieses Trabers, dessen Karriere bereits beendet schien ehe sie richtig begonnen hatte. Durch eine Reihe von Zufällen gelangte der Prakas-Sohn aber dann zu Rudi Wroblewski, der ihn mit seinen umfassenden hippologischen Kenntnissen zu dem formte, was er heute ist.Der passionierte Amateurfahrer Rudi Wroblewski, der im November 1954 in Furth bei Landshut geboren wurde, hält seit 25 Jahren Traber - bis 1985 in Furth, dann in Wörth an der Isar und seit 1993 auf seinem Anwesen im niederbayerischen Asbach bei Laberweinting.


Aurelio Diamant und Rudi Wroblewski bei der "Waldarbeit"

Die Liebe zum Pferd war ihm nicht in die Wiege gelegt - zwar soll sein Urgroßvater in Ostpreußen als Pferdehändler tätig gewesen sein, aber das hatte auf seinen Urenkel keinen Einfluss. Vielmehr begleiteten Rudi Wroblewski und Gattin Gerlinde Anfang der 70er-Jahre Bekannte in einen Reitstall bei Altdorf, wo sie das Virus Pferd' befiel. 1974 wurde das Reitpferd Manolito erworben, doch standen im Stall auch Traber, die den künftigen Amateurfahrer von Anfang an mehr interessierten ' so war abzusehen, dass er eines Tages das Lager wechseln würde.

Erst startete er seine Schützlinge auf den bayerischen C-Bahnen, dann wurden sie auch in Straubing angespannt. Gefahren wurden sie anfangs von Klaus Kern, dann wechselten sie unter die Obhut der TG Wagner/Wieland, und seit sich Konrad Wagner in den Ruhestand zurückgezogen hatte, zeichnet Uli Wieland allein verantwortlich. Den ersten Sieg für Wroblewski erzielte Wieland übrigens am 5. Februar 1983 in Straubing als Catchdriver mit Lets Go, der mit stolzen 388,10 am Totalisator gehandelt wurde.

Inzwischen ist Rudi Wroblewski, der am 8. Mai 1980 die Amateurfahrerlizenz erworben hatte, den ersten Volltreffer als Amateur am 20. September 1986 in Daglfing mit dem 260:1 0-Außenseiter Peacemaker landete und inzwischen auch in offenen Rennen den Profis gehörig einheizt, mit seinen Trabern ein gerne gesehener Gast auf den Bahnen in Straubing, Daglfing, Pfaffenhofen und, seltener, in Mühldorf und besuchte mit seinen Besten auch mal außerbayerische Zentralen. Havkonnen, Magic Diamond oder Juliano Hanover waren neben Lets Go und Peacemaker weitere Pferde, die für die Wiroblewskis siegten. Havkonnen hätte sogar beinahe die Bayerische Amateurchampionship in DagIfing gewonnen: Am 24. November 1996 dominierte er seinen Vorlauf und musste sich im Finale nur deshalb mit dem dritten Rang begnügen, weil er in der Entscheidung nicht freikam!


Aurelio Diamant auf dem Weg zum Sieg - hier mit Trainer Uli Wieland in DagIfing.

In Form bringt Rudi Wroblewski die Traber mit Hilfe seiner Frau, die sie unter dem Sattel bewegt, und seines Freundes Hans Metz, einem pensionierten Metzgermeister aus Landshut, mit dem er zweimal in der Woche einspannt und das ideale Trainingsgelände im Hofkirchener Forst nutzt. Verantwortlicher Trainer ist Uli Wieland, der der Familie stets mit Rat und Tat zur Seite steht, passende Engagements aussucht und auch die meisten Rennen bestreitet.

Während Rudi Wroblewski seinem Hobby, Traber trainieren und mit ihnen Rennen gewinnen, frönte, stand seine Gattin Gerlinde, eine passionierte Reiterin, im Herbst 1997 ohne Pferd da. Stall M.S. Diamanten war zu jener Zeit bestrebt, sein umfangreiches Lot zu verkleinern. und Wroblewski wandte sich an Andy Schwarz, seinen Amateurfahrerkollegen, um ein preisgünstiges Reitpferd zu erwerben. So kam Karl Diamant, der ohne Quali bei Jochen Haide stand, nach Asbach. Rudi Wroblewski beobachtete der Prakas Sohn auf der Koppel und kam zu der Überzeugung, dass sich der Dreijährige viel mehr zum Traber denn zum Reitpferd eignen würde. Karl Diamant wurde eingespannt, antrainiert, bestritt sein erstes Rennen am 25. Juli 1998 in Straubing, wurde auf Anhieb Zweiter und gewann am 5. Oktober des selben Jahres auf der Hopfenmeile mit Uli Wieland sein erstes Rennen. Es folgten bis Ende März 2003 13 weitere volle Erfolge und zwei Platzierungen in DagIfinger Standardrennen, Karl Diamant hat bislang 27.335 Euro verdient. weist einen Rekord von 1: 16,6 auf und startete erst kürzlich in Straubing in die Saison. Auf GruppeNiveau belegte er mit seinem Besitzer im Juni 2000 in Vorlauf und C-Finale der Deutschen Amateur-Meisterschaft in Hamburg den dritten Rang.


Mit einer roten Decke wurde Champion Aurelio Diamant beschenkt. Von li. Trainer und Fahrer Uli Wieland, Besitzer Rudi Wroblewski, 2. Vorstand Anton Ockerst, Norbert Fuchs als Vertreter der Stadt Straubing und Bahnsprecher Hermann Czujan beglückwünschten den Traber.

Gerlinde Wroblewski hatte nun zwar wieder ein Pferd, das aber nur vor dem Sulky zum Einsatz kam, Im Herbst 1998 unternahm der Gatte einen zweiten Anlauf, um ihr zu einem Reitpferd zu verhelfen. Andreas Schwarz empfahl einen Wallach. der auf Gestüt Haidenkofen stationiert war und kein Talent für die Bahn zeigte. Die Wroblewskis zogen los und holten sich den prächtig gezogenen Amway Diamant v. Sugarcane Hanover - Speedy Sweep, dem in jungen Jahren große Hoffnungen galten

Nach drei Monaten hatte er sich prächtig entwickelt und Vertrauen zu seinen neuen Besitzern gefasst, kam aber natürlich nicht als Reitpferd zum Einsatz, sondern wurde eingespannt und feierte ein verblüffendes Comeback auf der Rennbahn Hatte er vor seiner Zeit bei den Wroblewskis kein einziges Rennen in der Wertung beendet, meldete er sich am 26. März 1999 in Straubing als Dritter zurück und gewann drei Wochen später mit Uli Wieland im Gäuboden seine erste Prüfung. 21 weitere Volltreffer landete Amway seither, davon acht in Serie, und verdiente 24.589 Euro. Besonders erwähnenswert ist der vierte Rang in seinem Vorlauf zur Deutschen Amateur-Meisterschaft in Hamburg im Juni 2000 und der überlegene Gewinn des D-Finales in der Hand seines Besitzers; sein Rekord betragt 1:16,4.

Amway Diamant hatte schon sein erstes Rennen gewonnen, als Rudi Wroblewski bei den Schwarzens anfragte, was er ihnen denn für seine Neuerwerbung schuldig sei. Andy Schwarz meinte daraufhin, die beste Bezahlung wäre, wenn er das nächste Problempferd nach Asbach schicken dürfte, wo es die Wroblewskis wieder auf Vordermann bringen sollten. Darauf einigten sich beide Parteien, und im Herbst 1999 war es so weit - die Abmachung sollte eingelöst werden. Der für den Stall M.S. Diamanten laufende, im Westen bei Uwe Zevens stationierte Aurelio Diamant, der im Mai '99 in Recklinghausen siegreich in seine Karriere gestartet war und dem gelungenen Debüt zwei Platzierungen folgen ließ, verletzte sich am 25. Juli während eines Rennens in Mariendorf schwer: Ein Beugesehnenanriss wurde diagnostiziert, und damit schien die Karriere des damals vierjährigen Prakas-Sohnes aus der Super-Bowl-Tochter Bee Mine Hanover (15.622 Euro 1:16,1), die 1993 aus Finnland eingeführt worden war und außer Aurelio Diamant bis heute keinen nennenswerten Nachkommen vorzuweisen hat, beendet zu sein.

Nach einer derartigen Blessur ist ein Pferd, das nach konventionellen Methoden behandelt wird, nur noch zu 40 % belastbar und damit für den Rennbetrieb ungeeignet. Aurelio hatte jedoch das Glück, zu den Wroblewskis zu kommen, und die peppelten ihn mit viel Geduld und intensiver Pflege wieder hoch. Eine gewichtige Rolle spielten in diesem Zusammenhang die maßgeschneiderten Spezialeisen, die der gelernte Schreiner Rudi Wroblewski, der bei BMW in Landshut beschäftigt ist, selbst entwirft, anfertigt und auf die Hufe nagelt. Wie die Eisen, die Aurelio Diamant das Comeback im Rennbetrieb ermöglichen sollten, beschaffen sein mussten, dieses Wissen erwarb sich Rudi Wroblewski durch das intensive Studium von Fachliteratur. In einem Buch über Tierheilkunde der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Schönbrunn aus dem Jahre 1893, das er auf dem Flohmarkt erworben hatte, fand er den entscheidenden Hinweis, dass Pferde, die einen Beugesehnenanriss erlitten hätten, mit speziellen Eisen wieder zu voller Leistungsfähigkeit zurückfinden könnten,

Im Januar 2000 war Aurelio Diamant jedenfalls so weit wieder hergestellt, dass er auf die Rennbahn zurückkehren konnte, und Andy Schwarz wurde benachrichtigt, dass er ihn nun abholen könne. Der hatte in der Zwischenzeit vergeblich versucht, einen neuen Besitzer für ihn zu finden. Niemand konnte sich dazu entschließen, ein Pferd mit einer derartigen Verletzung auf gut Glück zu kaufen.

Am 15. Januar absolvierte Aurelio Diamant in Straubing einen vollauf zufriedenstellenden Probelauf, und damit wäre die Sache für Rudi Wroblewski eigentlich erledigt gewesen, doch weigerte sich Schwarz, den Wallach nach Langenmosen mitzunehmen, überredete vielmehr Wroblewski, ihn zu einem moderaten Preis selbst zu behalten. Wroblewski konnte nicht nein sagen, und so hielt ein dritter Diamant Einzug in Asbach, allerdings kein so genanntes nützliches Pferd, sondern ein wahrer Crack.


Die Bilder von Wroblewskis Siegen bedecken Wände

Aurelio Diamant feierte mit einer Serie von sieben Siegen ein traumhaftes Comeback. Überwiegend wurde er in der Folge von Uli Wieland und Rudi Wroblewski gefahren, wobei er 47 Rennen in Straubing bestritt, von denen er 39 gewann. Kein Wunder, dass diese Ausnahmeleistungen in den Jahren 2000, 2001 und 2002 neben den Siegprämien mit dem Titel Straubings Pferd des Jahres' belohnt wurden. Aurelio endete, seit er für Rudi Wroblewski läuft, lediglich zweimal unplatziert: Am 16. April 2001 im außergewöhnlich gut besetzten Hamburger OsterPreis, einem Standardrennen, in dem er den fünften Platz lediglich um einen Hals' verfehlte, wobei auch der sechste Rang mit 2.000 DM honoriert wurde, und am 10. Juni 2000 auf der Hopfenmeile, als er im Wilhelm Stocker-Rennen den achten Platz belegte. Die Temperaturen in Pfaffenhofen waren hochsommerlich, das Thermometer kletterte bis auf 30 Grad, und das war Gift für Aurelio Diamant. Der hatte eine wahre Aversion gegen Arbeit im Sommer entwickelt und pausiert seither in den heißen Monaten, in denen ihn Insekten belästigen und von der Konzentration auf die Rennen ablenken; nicht, weil es sein Besitzer so will, sondern weil er sich selbst in dieser Zeit Ruhe verordnet hat! So ist es nicht weiter verwunderlich, dass er seine Meriten fast nur in normalen Rennen' erwirbt, konzentrieren sich die hochdotierten Ereignisse für Pferde seiner Klasse hierzulande doch auf die warme Jahreszeit; und die Erinnerungen an die Engagements in Standardrennen sind nicht die besten.

Rudi Wroblewski denkt zurück an den 8. November 2001, an dem er seinen 47. Geburtstag feierte und sein Crack mit Uli Wieland in Gelsenkirchen in der Park-Gala engagiert war. In seinem Vorlauf wurde Aurelio Diamant durch eine äußerst umstrittene Entscheidung der Rennleitung hinter Uli Schnieder mit Shana Bit, die er behindert haben sollte, zurückgestuft und um den überlegenen Sieg gebracht. Im Finale lieferten sich Aurelio Diamant und Shana Bit dann ein Privatduell und büßten diesen Kleinkrieg dadurch. dass sie sich mit den Plätzen IV und V bescheiden mussten. Somit war Karl Diamant für das Geburtstagsgeschenk zuständig: Der 118:10-Außenseiter sprang prompt ein und rang in der Hand von Uli Wieland auf der Zielgeraden den hoch favorisierten Schubell mit Heinz Wewering nieder!

Nach Bayern zurückgekehrt, legte Aurelio Diamant eine Serie von acht Siegen in Serie hin, die erst mit dem fünften Platz im Finale des DagIfinger Gottlieb Rieker-Rennens ein Ende nahm, nachdem er seinen Vorlauf noch gewonnen hatte.


Aurelio Diamant und Rudi Wroblewski in voller Aktion

Aurelio Diamants Bilanz 2003 kann sich sehen lassen: Acht Starts hat er bislang absolviert, sechsmal kehrte er als Sieger in den Stall zurück, und zweimal belegte er den Ehrenplatz. Da ist es nicht vermessen, daran zu denken, dass er zum vierten Mal in Serie den Titel Straubings Pferd des Jahres' erringen könnte.

Auf dem Hof ist der achtjährige Aurelio immer noch ein großer Lausbub, der eine Menge Flausen im Kopf hat. Aber, versichert Rudi Wroblewski, und davon können sich die Rennbahnbesucher bei jedem seiner Engagements überzeugen, in dem Moment, in dem er auf die Piste kommt, weiß er, was die Uhr geschlagen hat. Dann ist er ein perfektes Rennpferd, das von hinten wie von vorne sein Bestes gibt, und zwar über alle Distanzen: Er hat seine Siege über die Meile, die Mitteldistanz und die Langstrecke errungen.


Der Wunsch geht in Erfüllung: Die Wroblewski-Traber kehren selten ohne Geld in den Stall nach Asbach zurück.

Dass er weiter in Topform an den Ablauf kommt, dafür garantieren die optimale Unterbringung und das maßgeschneiderte Trainingsprogramm. Die Wroblewski-Pferde stehen auf dem Hof in Asbach, der über acht offene Boxen verfügt, die derzeit von Aurelio, Amway, Karl und Doppio Diamant sowie dem ,Rentner' Magic Diamond bewohnt werden, die über den offenen Gang miteinander kommunizieren.

Doppio Diamant ist ein vierjähriger Wallach von Malhana Sascha aus der Rippe Tange, der einiges Talent verrät und eine Karriere auf der Rennbahn anstrebt. Erworben hatte ihn Rudi Wroblewski vor zwei Jahren auf der Diamanten-Auktion in Langenmosen. Er war ein Sonderangebot', das niemand wollte, so dass er um 1.500 DM den Besitzer wechselte. In aller Ruhe aufgebaut, bietet er sich inzwischen im Training recht gut an und sollte sich in absehbarer Zeit qualifizieren.

Die Jungs', wie Gerlinde Wroblewski ihre Schützlinge liebevoll nennt, haben täglich acht Stunden Auslauf auf den acht Tagwerk großen Koppeln und werden, wenn nicht gerade eine Trainingseinheit auf dem Programm steht, überwiegend von der Hausherrin versorgt und betreut, die nach wie vor kein eigenes Reitpferd hat, aber dafür im Sattel der erfolgreichen Traber reichlich Entschädigung findet.

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Bayerisches Traberjournal Nr. 29/2003