Asbach-Straubing. Er war der absolute Publikumsliebling in
Straubing. Dreimal hintereinander war er „Pferd des Jahres”. Er war
„Herbstchampion”, er wurde zum „Winterchampion” von den Zuschauern
gewählt, er war stets vorn dabei im Rennen, immer einsatzbereit, immer
willig, sein Bestes zu geben. Nun geht Aurelio Diamant, der einstige
Straubinger Superstar, in Rente. „Seine Karriere ist beendet - nun darf er
sich bei uns zu Hause ein schönes Leben machen”, erzählt sein Besitzer
Rudi Wroblewski ,der selbst so viele feine Erfolge mit seinem Pferd
gefeiert hat. Zu Hause - das ist in Asbach bei Laberweinting.
Dort lebt die Familie Wroblewski und trainiert mit viel Liebe, Geduld und
Engagement ihre Vierbeiner. Doppio Diamant, so heißt das aktuelle
Startpferd der „trabernärrischen” Wroblewskis, und auch er kehrt selten
ohne Geld in den Stall zurück. Und dann wartet da noch ein dreijähriges
Nachwuchspferd auf seine ersten Starts in Straubing und darauf, vielleicht
in die Fußstapfen des großen Aurelios zu treten.
Eines Besseren belehrt
So leicht wird das aber nicht werden. Denn in der Geschichte Straubings
ist es absolut einzigartig, dass ein Traber dreimal hintereinander „Pferd
des Jahres geworden ist, also drei Jahre jeweils die meisten Siege
heimgelaufen ist. Für Aurelio Diamant war das ein Kinderspiel. War „Aurelio”
im Rennen, so durfte kein Wettschein ohne den dunkelbraunen Prakas-Sohn
aus der Bee Mine Hannover abgegeben werden. 64 Mal ging er in seiner
beispiellosen Karriere auf die Siegerparade, $1 Mal war er platziert,. und
das bei 154 Starts -das bedeutet, dass der Wallach fast immer gepunktet
hat. Viele
Siege feierte er mit Wroblewski selbst oder aber mit seinem früheren
Trainer Uli Wieland, der inzwischen auf Mallorca tätig ist. Zum Schluss
wechselte der Supertraber sogar noch die Disziplin und wurde zum
Sattelkönig.
„Pferd des Jahres”
Mit Daniela Fellner war das dreifache „Pferd des Jahres” erfolgreich in
Trabreiten unterwegs und holte den ein oder anderen Sieg und feine
Platzierungen. Und immer, wenn die Zuschauer meinten, der Aurelio kann
nicht mehr, der ist zu alt, der ist in einer zu hohen Klasse, dann
belehrte er sie eines Besseren und war wieder ganz vorn dabei - sowie bei
seinen letzten zwei Straubing-Engagements, bei denen er jeweils Zweiter
war, sowohl vor dem Sulky als auch unterm Sattel. Er tritt also in allen
Ehren ab -die Zuschauer werden ihren Liebling in bester Erinnerung
behalten können. Dabei hat das Pferd eine ganz bemerkenswerte Geschichte.
Die Karriere des Wallachs schien bereits zu Ende, ehe sie so richtig
begonnen hatte -bis sein jetziger Besitzer Rudi Wroblewski ihn vom Gestüt
MS Diamanten, wo Aurelio Diamant geboren und aufgewachsen ist, erwarb. Mit
viel Geduld, Liebe und einer. Menge Wissen bereitete Rudi Wroblewski ihn
vor und machte ihn zum Traberstar: Ein Pferd, dessen Schicksal eigentlich
schon besiegelt war - es sollte geschlachtet werden.
Der inzwischen Dreizehnjährige hat Straubinger Trabergeschichte
geschrieben. Nachdem er bereits drei Mal „Pferd des Jahres” war, wäre er
es 2004 fast zum vierten Mal geworden, doch da „Aurelio” relativ spät in
Form kam, reichten die Siege nicht mehr ganz. „Macht nichts”, sagten seine
Besitzer Gerlinde und Rudi Wroblewski damals mit bescheidenem Stolz:
„Dreimal hintereinander Pferd des Jahres, das macht ihm so schnell keiner
nach.”
Entspannter Lebensabend
Und damit hat das Ehepaar aus dem Labertal recht. Sie haben gewusst, dass
sie mit dem Sohn des Erfolgshengstes Prakas ein Pferd im heimischen Stall
haben, das an Zuverlässigkeit kaum zu übertreffen war. Fast 55 000 Euro
hat Aurelio in seiner Karriere verdient. Und das ausnahmslos bei Starts in
kleineren, niedrig dotierten Rennen. Schon allein deshalb darf der Wallich
für immer in Asbach bleiben. Er wird bis ans Lebensende von den
Wroblewskis gehegt und gepflegt werden. Um fit zu bleiben, wird er auch
regelmäßig geritten. „Vielleicht”, so lacht Rudi Wroblewski verschmitzt,
„findet sich ja noch ein Mädel, das regelmäßig mit ihm ausreiten möchte
und ihn ganz besonders betütern Das hat der Aurelio wirklich verdient !"
Von Melanie Bäumel in
der Allgemeinen Laberzeitung am 8. Mai 2008 |